"Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße, und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen. Denn viele sind berufen, aber nur wenige auserwählt."
Puh... Also, wenn ich ehrlich bin, musste ich erst einmal ziemlich schlucken, als ich dieses Gleichnis gelesen habe. Und wenn wir an diesem Wochenende das Evangelium im Gottesdienst hören, wird es uns als frohe Botschaft verkündet.
Doch unwillkürlich kommt die Frage in mir hoch: Das ist eine Frohe Botschaft? Das soll ein Gleichnis von Jesus sein? Das soll wirklich ein Gleichnis für das Himmelreich, für Gottes neue Welt sein? Da wird doch tatsächlich das im neuen Testament weit verbreitete Bild vom liebenden und alles vergebenden Gott in Frage gestellt. Zumindest bei mir. Aber fangen wir mal vorne an:
Da gibt es einen König, der Menschen zur Hochzeit seines Sohnes einlädt. Die wiederum nehmen die Einladung aber nicht an und kommen nicht zur Hochzeit. Die einen ignorieren die Einladung, die anderen bringen zudem noch die Boten um. Die Antwort des Königs darauf ist: Krieg und Zerstörung.
Und wieder stellt sich mir die Frage: Wo ist hier die Frohe Botschaft? Aber gut, es geht noch weiter. Es geht nun nicht mehr um die bisher Eingeladenen, denn die waren laut dem König der Einladung nicht würdig. Aber was jetzt? Da zu einer fest- und königlichen Hochzeit Gäste gehören, hat der König kurzerhand alle Menschen, egal ob gut oder böse, eingeladen, die die Diener auf den Straßen trafen. Da der Saal jetzt gut gefüllt war, konnte die Party starten. Aber dann sieht der König eine Person unter den Gästen, die kein Hochzeitsgewand trägt, und stellt sie zur Rede. Weil der Gast keine Antwort gab, folgte der Befehl des Königs, mit dem ich eingangs gestartet bin.
Beim ersten Lesen kommt mir an dieser Stelle direkt der Gedanke: Wie kann der König denn erwarten, dass der Gast sich entsprechend der Festlichkeit kleidet, wenn er komplett aus dem Alltag gerissen wurde? Früher war es tatsächlich aber so, dass die Gewänder zu jeder Hochzeit gestellt wurden, die meist aus einem einfachen Überwurf bestanden. So wurden die Standesunterschiede innerhalb des Dorfes oder der Gesellschaft aufgehoben. Ein für mich total schöner Gedanke.
Aber wo genau finde ich da jetzt die Frohe Botschaft?
Vielleicht besteht die Frohe Botschaft genau darin: Darin, dass wir uns nicht genügend Geld in unserem Leben zusammensparen müssen, um ein adäquates Hochzeitsgewand zu kaufen, um Teil des himmlischen Hochzeitsmahls zu werden. Dass wir nicht Tag und Nacht arbeiten müssen und keine Freizeit genießen dürfen. Alles, was wir für den Eintritt in das himmlische Hochzeitsmahl brauchen, bekommen wir von Gott geschenkt. Wir müssen nur bereit sein, es auch anzunehmen. Bereit dazu sein, die Beziehung zu Gott zu pflegen. Bereit dazu sein, uns mit ihm und unserem Glauben auseinanderzusetzen. Bist du bereit dazu?
Louisa Pötter, Gemeindereferentin
Evangelium nach Matthäus (Mt 22,1-14)
In jener Zeit erzählte Jesus den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis:
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König,
der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Er schickte seine Diener,
um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen.
Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf:
Sagt
den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das
Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!
Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden,
wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie
und
brachten sie um. Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ
die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen.
Dann sagte er zu seinen Dienern:
Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren nicht würdig.
Geht
also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur
Hochzeit ein! Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle
zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich
mit Gästen. Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen,
bemerkte er unter ihnen einen Menschen, der kein Hochzeitsgewand anhatte.
Er sagte zu ihm: Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen?
Der aber blieb stumm.
Da befahl der König seinen Dienern:
Bindet
ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis!
Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Denn viele sind gerufen,
wenige aber auserwählt.