Die To-Do-Liste wird immer länger, jeden Tag gesellen sich weitere Aufgaben hinzu und es ist überhaupt kein Ende in Sicht.
Ich weiß dann manchmal gar nicht, wo hinten und vorne ist, wo ich anfangen soll. Ständig springe ich von einer zur anderen Aufgabe und komme dabei gefühlt überhaupt nicht voran. Meine Konzentration schwindet. Ich bin super unzufrieden und einfach überfordert. Ein Kopfkino breitet sich aus.
In solchen Momenten würde ich mich am liebsten einfach nur noch ins Bett verkriechen, gar nicht mehr aufstehen wollen und die Welt und alles um mich herum ignorieren- gerade jetzt in den Wintermonaten, wo die Tage kurz sind und es draußen kalt ist.
Meine Kollegin Martina pflegt in solchen Situationen immer zu sagen: "Louisa, Schritt für Schritt. Es geht nicht alles auf einmal. Wir arbeiten die Dinge jetzt Schritt für Schritt ab."
Vielleicht kennst du das Buch "Momo" von Michael Ende. Dort verrät Beppo, der Straßenkehrer seiner Freundin Momo, ein Geheimnis.
"Es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man." Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: "Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen."
Er dachte einige Zeit nach: Dann sprach er weiter: "Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten."
Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: "Dann machte es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein."
Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: "Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste." Er nickte vor sich hin und sagte abschließend. "Das ist wichtig."
Beppo wusste, dass der Schlüssel darin liegt, sich bewusst auf jeden einzelnen Schritt zu konzentrieren. Indem er die Straße Schritt für Schritt fegte, erreichte er sein Ziel, ohne sich von der vermeintlich endlosen Länge der Strecke entmutigen zu lassen.
Was ich also aus der Geschichte von Beppo mitnehme: Wenn ich die Dinge Schritt für Schritt angehe, behalte ich den Überblick und ich kann den riesigen Berg an Aufgaben in kleine, handhabbare Hügel verwandeln. Wenn ich die kleinen Erfolge feiere und mich auf sie konzentriere, wird jede noch so kleine erledigte Aufgabe zu einem Sieg.
Also versuche ich mir immer wieder ein Beispiel an Beppo, dem Straßenkehrer, zu nehmen und von ihm zu lernen, die Straße Schritt für Schritt zu fegen und die kleinen Erfolge zu würdigen. Und dann erreiche ich das Ende der Straße, ohne aus der Puste zu sein.
Was ist dein nächster Schritt?
Louisa Pötter, Gemeindereferentin