Was ist Segen... und was soll das überhaupt bringen?

Ich erinnere mich noch - mehr mit dem Herzen als mit dem Kopf -, dass meine Eltern mir, wenn sie mich als Kind zu Bett gebracht haben, ein Kreuzzeichen auf die Stirn gemalt und gesagt haben: "Gott beschütze dich." Ob ich deswegen wirklich besser geschlafen habe, sei dahin gestellt, aber im Großen und Ganzen ist dadurch ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit entstanden. Sicher und geborgen durch meine Eltern einerseits, aber dann ist da ja auch immer noch G:tt.

Einen ähnlichen Segen gab es vor meiner Erstkommunion auch im G:ttesdienst: Mir wurde ein Kreuzzeichen auf die Stirn gemalt und gesagt: "Gott segne dich." Aber was bedeutet Segen eigentlich überhaupt?

"Segen (entlehnt aus dem lateinischen signum "Zeichen, Abzeichen, Kennzeichen") bezeichnet in vielen Religionen ein Gebet oder einen Ritus, wodurch Personen oder Sachen Anteil an göttlicher Kraft oder Gnade bekommen sollen. […] Ziel des Segens ist die Förderung von Glück und Gedeihen oder die Zusicherung von Schutz und Bewahrung."
(Wikipedia, zuletzt bearbeitet am 25.03.2024)

Das klingt doch erst mal auf ganzer Linie positiv. Fast zu gut, um wahr zu sein, oder? Wo ist da der Haken?
Segen ist eben keine Garantie. Nichts, was uns gegeben wird und dann besitzen wir es, wie Geld, Eigentum oder generell Materielles. Wir sagen den Kindern nicht: "Gott beschützt dich", sondern "Gott beschütze dich". Kein Fakt, sondern ein Wunsch, ein inneres Gebet der Segensspender:innen. Die Kinder spüren das und fühlen sich sicher und geborgen und entwickeln dann idealerweise etwas, das gerne Urvertrauen genannt wird.
Segen ist aber keine komplette Abgabe von Verantwortung. Wir lehnen uns nicht einfach zurück und lassen G:tt arbeiten. Aber es gibt Dinge, die liegen außerhalb unseres Einflusses, außerhalb unserer Kontrolle. Und diese Dinge legen wir vertrauensvoll in G:ttes Hände.
Wenn wir allerdings einfach nicht daran glauben, dass ein Kreuzzeichen auf der Stirn oder ein paar liebe Worte irgendeinen Unterschied machen, dann hat das Segnen wahrscheinlich auch keine spürbare Wirkung. Wir müssen das Gesegnet werden annehmen (können) und verinnerlichen, damit es einen (inneren) Effekt hat.
Und da können wir uns mal wieder viel von Kindern abgucken. Als Erwachsene sind wir doch oft eher unsicher, skeptisch, überfordert und gestresst. Deswegen fühle ich mich manchmal sehr gerne wieder wie ein Kind. Damit meine ich nicht klein und hilflos, sondern eben sicher und geborgen, in stillem Urvertrauen, dass meine Eltern und vor allem auch G:tt immer auf mich aufpassen.
Und so dürfen wir uns alle jeden Tag fühlen. Denn am Ende sind wir alle Kinder G:ttes.


Ob wir wollen oder nicht, ist auch unser Bild von G:tt durch das Patriarchat geprägt worden. Um daran zu erinnern, dass G:tt eben kein (weißer) Mann ist, schreibe ich in meinen Texten G:tt mit Genderzeichen. (Ausnahmen sind Zitate.)

Anna Albers


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