Kirche und Geschichte - St. Alexander Wallenhorst

Geschichte der St-Alexander Kirche

Zur katholischen Kirchengemeinde St. Alexander gehören zwei Kirchen: Die alte St. Alexanderkirche im heutigen Alten Dorf war Mitte des 19. Jahrhunderts zu klein geworden. Man entschloss sich, an der heutigen Stelle eine neue, sehr viel größere Kirche im Ortskern zu bauen.

Die Gründung der Alten St. Alexanderkirche erfolgte der Sage nach durch Karl den Großen, der nach dem Sieg über Wittekind in Wallenhorst "den Heidentempel zerstörte und daraus die erste Kirche baute. Auf diese setzte er eine goldene Henne zum Zeichen, dass sie die übrigen Kirchen ausbrüten sollte." Tatsächlich ist die Alte Wallenhorster Kirche eine der ältesten Kirchen des Bistums Osnabrück. Unter der Kirche befindet sich ein Findlingsfundament, das an zwei Stellen über den Grundriss der heutigen Kirche hinausreicht und durchaus dem in der Sage erwähnten heidnischen Heiligtum zugeordnet werden kann. Was die Henne betrifft, so ist sie mit Sicherheit über 300 Jahre alt.

Die erste urkundliche Erwähnung Wallenhorsts ist im Bericht der Fuldaer Mönche Rudolf und Meginhart über die "Translatio sancti Alexandri" enthalten. Darin wird von der "Übertragung der Gebeine des heiligen Alexander" von Rom nach Wildeshausen durch den Wittekindenkel, Graf Waltbert berichtet. Dieser Zug traf am 3.1.851 in Wallenhorst ein. Das Patrozinium der Kirche erinnert an dieses Ereignis.

Innerhalb des Findlingsrahmens konnte eine kleine steinerne Saalkirche (um 800) nachgewiesen werden, die um das Jahr 1000 zu einer Pfeilerbasilika erweitert wurde. In mehreren Baustufen entstanden nacheinander eine Emporenkirche (1150), eine Emporenbasilika (1250) und eine gotische Hallenkirche (14./15. Jhrh.). Um 1500 wurde der Turm angebaut und 1692 die Sakristei. 1766/67 erfolgte der Einbau einiger barocker Fenster und einer Seitentür in der Südwand.

Nach dem Bau der neuen Pfarrkirche im Jahre 1881, gab es für die alte Kirche keine Verwendung mehr. Trotzdem ist sie vor dem Verfall bewahrt worden. In den Jahren nach 1968 wurden Teile des Mauerwerks und des Dachstuhls erneuert, sowie Kirchendach und Turm neu eingedeckt und auch der Innenraum renoviert, so dass dort heute wieder Gottesdienste zu besonderen Anlässen und Konzerte stattfinden können.

Die Neue St. Alexanderkirche wurde auf dem Bokholt, einer kleinen Anhöhe, in unmittelbarer Nähe der gotischen St. Annakapelle aus dem 15. Jahrhundert, errichtet. Der Architekt Xaver Peter Lütz, der sein Können in der Kölner Dombauhütte erworben hatte, baute eine neugotische dreischiffige Hallenkirche nach mittelalterlichen westfälischen Vorbildern. Die Westfassade mit dem schlanken 67m hohen Turm zeigt für eine Dorfkirche einen erstaunlichen Formenreichtum mit einem deutlich hervorgehobenen Hauptportal und zwei Nebenportalen.

Der Kirchenraum zeigt die charakteristischen Eigenarten einer gotischen Hallenkirche. Die Chorfenster aus der Bauzeit der Kirche mit ihrer klaren zeichnerischen Darstellung der Figuren in den symbolischen Farben der Nazarener lassen die typischen Stilmerkmale der Neugotik erkennen. In den Fenstern der Seitenschiffe hat der Osnabrücker Kunstmaler Theo M. Landmann 1934 die "Acht Seligkeiten" der Bergpredigt (Mt 5,3 - 12) ganz im Sinne der damaligen Zeit in kubistischen Formen dargestellt. Die farbenprächtigen Bleiverglasungen der Fenster über dem Hauptportal und den Nebeneingängen wurden 1979 vom Ohrbecker Künstler Rudolf Krüger entworfen. Die Fenster über den Nebeneingängen enthalten Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons. Im Tympanon des Haupteinganges wird der "Sturm auf dem Meere" (Mt 8,23 - 27) veranschaulicht.

Der Hochaltar im Chor ist ein Flügelaltar des Osnabrücker Bildhauers Balthasar Heinrich Seling. Er lehnt sich in Aufbau und Gestaltung an gotische Vorbilder des 15. und 16. Jahrhunderts an. Das geschnitzte Retabel zeigt eine Kreuzwegszene und die Auferstehung. Die gemalten Altarflügel mit der Geburt Jesu und der Anbetung der Könige sind Kopien mittelalterlicher Maler ebenso wie deren Rückseiten mit den Kirchenpatronen Alexander und Katharina. Die ursprünglichen Seitenaltäre sind entfernt. Die linke Seitenkapelle ist heute als Sakramentskapelle eingerichtet, die rechte als Taufkapelle. Hier steht der Taufstein aus der Alten Kirche, ein sogenannter Bentheimer Typ aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Die gefühlsbetonten erzählfreudigen Andachtsbilder des Kreuzweges aus dem Jahre 1913 sind vom Kunstmaler Barscher aus Oelde auf Kupfertafeln ganz im Stil der Nazarener gemalt. Das unter dem Jochbogen vor dem Altarraum hängende Kruzifix ist ein Werk des Osnabrücker Bildhauers Ludwig Nolde aus dem Jahre 1929, das mit seinen kontrastreichen harten Linien und Kanten deutliche Züge des Expressionismus aufweist.

Die an den Chorpfeilern angebrachten Barockfiguren, Maria und Josef, Entstehung Ende des 17. Jahrhunderts, stammen aus der Alten Kirche, ebenso wie die Figuren der Kirchenpatrone an der Westwand des Mittelschiffes.

Dieser eindrucksvolle neugotische Kirchenbau mit seinem schlanken Turm beherrscht seit über hundert Jahren das Ortsbild. Die reiche architektonische Gestaltung sowohl der Aussenansicht wie des Kircheninneren zeugen von hervorragendem Können des Architekten Xaver Peter Lütz und entspricht ganz dem Sinn neugotischer Raumgestaltung. So stellt auch die neue St. Alexanderkirche zweifellos ein kulturgeschichtlich bedeutsames Baudenkmal dar.

(Autor: Georg Hemme)

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